Im September 2017 durfte ich ein ganz besonderes Fotoshooting machen. Natürlich ist jedes Fotoshooting für mich etwas besonders, weil jeder Mensch und jede Situation eben Einzigartig ist. Doch hier war es eben ganz anders, denn es sollte ein Fotoshooting mit einer jungen Frau werden, die im Rollstuhl sitzt.
Wie sich in unseren Vorgesprächen herausgestellt hatte, war es für uns beide das erste professionelle Shooting mit Rollstuhl und daher waren wir beide entsprechend aufgeregt. Keine von uns hatte damit Erfahrung und natürlich machten wir uns sehr viele Gedanken.
Für mich als Fotografin war natürlich eine der Fragen nach der richtigen Pose bzw. den richtigen Posen. Denn jeder, der noch nicht vor der Kamera gestanden hat, freut sich über ein wenig Hilfestellung. In diesem Fall jedoch, war das gar nicht so einfach, denn ich fragte mich natürlich was denn überhaupt alles möglich ist. Eine Pose auf einem Stuhl einzunehmen, ist eben etwas ganz anderes, als in einem Rollstuhl.
Natürlich waren diese Fragen abhängig davon, wie „fit“ diese junge Dame sein würde. Das ist schließlich bei jeder Person anders, egal ob Rollstuhl oder nicht und für mich war es daher schwierig die Situation im Vorfeld einzuschätzen.
Ihr mögt vielleicht denken, dass es legitim ist, solche Fragen im Vorfeld vorsichtig anzusprechen. Nun, da würde ich euch auch Recht geben. Doch irgendwie wollte ich das einfach nicht. Mein Gefühl und auch meine Erfahrung sagte mir, dass uns beiden auf jeden Fall etwas Gutes einfallen würde und das mit zu viel Planung und Wissen so manche entspannte Atmosphäre verloren gehen würde.
Ich war mir, trotz all der Aufregung sicher, dass es gut klappen würde, denn Einfühlungsvermögen und eine positive Einstellung ist oftmals mehr Wert als alles andere. Und ich sollte Recht behalten.
Und so kam der große Tag. Als ich Ella’s freudiges Lächeln sah, war meine Aufregung gänzlich verflogen und gespannte Vorfreude machte sich breit. Sie war mir auf den ersten Blick sympathisch und ich wusste, dass es einfach nur wunderbar werden würde. Und genauso war es auch.
Ella ist ein absolut herzlicher und positiver Mensch. Sie vermag jeden mit ihrer guten Laune und ihrer Lebensfreude anzustecken und dementsprechend hatten wir sehr viel zu lachen. Außerdem ist sie extrem fit; sie ist mit ihrem Rollstuhl schneller als ich! Sie geht mit ihrem Rollstuhl skaten, sowas kann ich nicht und konnte es auch nie.
Außerdem hatte sie keine Probleme damit Dinge auszuprobieren. Die Ideen für die Bilder sprudelten nur so aus uns heraus und sie war absolut nicht zimperlich.
Es gab lustige und aktive Momente genauso wie stille und nachdenkliche. Und eins muss ich sagen, Ella ist wunderschön! Innerlich wie äußerlich. Ihr Ausdruck, ihr Lächeln und ihre Art Dinge anzupacken. Absolut bewundernswert. Ella hat mir viel über sich und ihr Leben im Rollstuhl erzählt und wie es dazu gekommen ist….
Ich war absolut beeindruckt von ihr. Ihre positive Sicht auf die Dinge, ihre Kraft den Alltag zu bewältigen. Man kann sich wirklich ein Beispiel an ihr nehmen, denn sie strahlt „trotz allem“ irgendwie eine Zufriedenheit aus, die ich selten gesehen habe. Wenn ich mir die Bilder ansehe, dann sehe ich eine bildschöne junge Frau, die mit vier Rädern voll im Leben steht.
Ich bin wirklich stolz, dass ich mit Ella shooten durfte und ich hoffe das wir beide damit weitere Personen mit Handicap ermutigen können, ein Fotoshooting zu machen. Es ist eine tolle Erfahrung, sowohl für die Person vor der Kamera als auch für die Person dahinter.
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